Schlagwort: Naherholung

Kurztrip in den Westerwald

08 Mai 19
Ivonne-Rebecca Schreier
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Am Wochenende fuhren wir in einen, von mir völlig zu unrecht, außer Acht gelassenen Naturraum. Nah bei Köln brauchten wir nur eine Stunde bis zum Ziel. Aus Rücksicht auf meine Bandscheibe haben wir uns in einem Hotel eingebucht. Da wir jedoch erst zwei Stunden nach unserer Ankunft einchecken konnten, nutzten wir die Zeit und erkundeten die nähere Umgebung. Was soll ich sagen. Ich stellte schnell fest, dass ich den Westerwald zu unrecht als uninteressant eingestuft hatte.

In unmittelbarer Nähe zum Hotel, in Oberlahr an der Wied, fand sich ein natürlicher, frei mäandrierender, herrlicher kleiner Bachlauf dem wir einfach folgen mussten. Das Wasser strahlte traumhaft klar, die Ufer waren überwuchert mit Moosen, Gräsern und Farnen, einfach eine Kulisse zum träumen und verweilen. Um dem Bachlauf zu folgen mussten wir an einigen Stellen schwer improvisieren um an den Feuchtwiesen entlang zu kommen, doch ich finde, der Weg hat sich gelohnt.

Leider wurde es nun Zeit zum Hotel zurück zu kehren, doch es war klar, dass es nicht lange dauern würde bis wir wieder draußen wären. Im Hotel statteten wir uns mit einer Wanderkarte der Umgebung aus und zogen los. Die ersten fünf Kilometer wanderten wir auf dem Westerwaldsteig. Diesen Empfang ich zeitweise als sehr mühselig, war er doch komplett mit Schotter ausgearbeitet und nicht angenehm zu begehen. Doch nachdem wir den Ort hinter uns gelassen hatten wandelte sich auch der Weg vom gut ausgebautem Wanderweg in einen natürlichen, breiteren Trampelpfad. Das war ganz nach unserem Geschmack.

Drei Stunden und 12 km später ließen wir unsere Eindrücke vom Tag sacken. Wir hatten viel wilde Natur, Quellen, Flüsse und Wildwiesen gesehen und waren begeistert. So dicht am Ballungsraum haben wir uns nicht diese Fülle an unberührter, unbearbeiteter Natur vorgestellt. Wir waren im Endeckerfieber!

Der nächste Tag führte uns trotz Schnee und Hagel ins Grenzbachtal, einem naturschutzfachlichem und wasserwirtschaftlichem Modellprojekt der Verbandsgemeinde Flammersfeld. Vom Wanderparkplatz muss man leider durch eine Wochenendhaussiedlung, die das landschaftliche Bild ein wenig störte, wurde jedoch mit wilden, steilen, unebenen und verwurzelten Pfaden belohnt. Der Weg war leicht zu meistern, einige An- und Abstiege mussten jedoch sehr vorsichtig begangen werden. Auch hier verliefen viele, natürliche Bachläufe, viel Totholz begleitete den Weg und man konnte deutlich die Änderung der Waldnutzung von Regionsuntypischen Fichtenwäldern auf Regionstypischen Laubwäldern erkennen. Durch den Wandel erstrahlt dieses Gebiet als bunter Mischwald mit vielen Lichtungen und Artenreichtum.

Der nächste Halt bei Reichenstein enttäuschte. Ursprünglich wollten wir die Burgruine besichtigen, diese ist jedoch in Privatbesitz und nicht zugängig. Die Umgebung war hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt und so fuhren wir recht schnell weiter an der Wied entlang. Nach einigen Hagelschauern und Gewittern genossen wir die Fahrt und hielten spontan an der ein oder anderen schönen Stelle. Leider wurde es auch langsam wieder Zeit ins Hotel zurückzukehren, doch dieser Tag war herrlich anders, ungeplant und entspannend.

Am nächste Morgen war ich schon etwas schwermütig und wollte nicht nach Hause. Der Ausblick aus dem Fenster war ein Traum an den ich mich gewöhnen könnte, der permanente Autobahnlärm, der uns zu Hause begleitet, fehlte komplett und ich begann mich wirklich zu entspannen. Aber es half nichts. Zum Abschluss jedoch wollten wir uns noch einmal belohnen und gingen wieder zu dem kleinem Flusslauf vom ersten Tag. Diesmal folgten wir ihm ein ganzes Stückchen mehr, Kletterpartien durch umgestürtzte Bäume inklusive und am Ende des Spaziergangs hatten wir uns dann doch damit ausgesöhnt wieder Heim zu müssen. Damit steht es für uns fest, in den Westerwald wollen/müssen wir wieder hin. Für Tagesausflüge, zum Wildniswandern oder auch einfach zum Entspannen eignet sich das Gebiet ideal.